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Weekly Recap #11: Die mediale Vermarktung der Bundesliga im digitalen Zeitalter 📚

📩 offthefieldbusiness.de - 5x5 Recommendations für die KW11 📩

Zum Abschluss der Woche gibt es den Recap der interessantesten 📚 Beiträge und 🎧 Podcasts aus der vergangenen Woche: Die 5x5 Recommendations der Kalenderwoche 1️⃣1️⃣ . 🙌

Meine persönlichen Favoriten dieses Mal:


Andreas Heyden (CEO @ DFL Digital Sports GmbH) gab dem Branchenmagazin SportsPro Media in der vergangenen Woche ein weitreichendes Interview zum Status Quo der Fußball-Bundesliga und deren Aktivitäten zur medialen Vermarktung im digitalen Zeitalter. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich es sehr begrüßt habe, derart detaillierte und ehrliche Einblicke in die strategischen Überlegungen und Herangehensweisen eines der größten Player (d.h. DFL) in der globalen „Sports Media Landscape“ erhalten zu haben. Gemeinhin repräsentieren sich die Parteien in dieser Industrie doch eher geheimnisvoll - vor allem, wenn es zu den neueren Marktteilnehmern wie Facebook, Amazon oder DAZN kommt.


In diesem Beitrag möchte ich mich jedoch auf zwei Hauptthemen aus dem Artikel konzentrieren sowie meine Quick Hits zu weiteren Zitaten aus dem Interview geben:


1️⃣Sprache als Herausforderung für enorme Ambitionen der Bundesliga bei der Internationalisierung

Mittlerweile sollte es nahezu allen professionellen Sportligen dieser Welt bewusst sein, dass zukünftiges Wachstum im Bereich der medialen Vermarktung neben dem digitalen Bereich vor allem außerhalb des Heimatmarkts zu finden sein wird: Zuletzt hatte u.a. LaLiga - Präsident Javier Tebas die internationalen Märkte als Wachstumsfeld ausgerufen, um im Rahmen der anstehenden Vergabe der Medienrechte für den dreijährigen Zyklus von 2019 bis 2021 finanziell zu der englischen Premier League aufschließen zu können. Allerdings kann man auch der DFL nicht vorwerfen, dass man das Potenzial außerhalb Deutschlands nicht frühzeitig erkannt hat. Im Gegenteil: Spätestens mit der Umfirmierung der im Jahr 2008 gegründeten hauseigenen Vermarktungs-Unit DFL Sports Enterprises zu DFL INTERNATIONAL GmbH hat man im Juli 2017 den Schwerpunkt der zukünftigen Wachstumsstrategie auch öffentlichkeitswirksam kommuniziert.


Während durch die Digitalisierung nationale Barrieren einfach zu überwinden sind, wurde im Interview besonders die beschränkte Reichweite der deutschen Sprache betont. Gleichzeitig ist man sich bewusst, dass man auch die wachsenden Fangruppen im Ausland zumindest in deren Sprache bespielen muss: „We have to approach the fans in the language they speak.“ Ich betrachte dies durchaus als einen validen Punkt und ernsthafte Herausforderung, denn wenn ich beispielsweise auf Twitter auf den englischen Account (@Bundesliga_EN) anstatt dem „deutschen Original“ angewiesen sein würde, wäre das sicherlich nicht ideal. Neben einem größeren Aufwand resultiert eine solche notwendige Personalisierung der Bespielung der einzelnen Fans zwangsläufig zu einer meiner Meinung nach unerwünschten Segmentierung der Fangruppen. (Von einer „Zweiklassen-Gesellschaft möchte ich hier nicht reden.) Diesbezüglich scheinen ausgerechnet die beiden größten Konkurrenten um die Führerschaft unter den europäischen Fußballligen bessere Voraussetzungen zu besitzen: Die nativen Sprachen der spanischen LaLiga (ca. 437 Mio. an Muttersprachler) sowie der englischen Premier League (ca. 360 Mio. an Muttersprachler) weisen deutlich mehr "Native Speaker" auf als das deutsche Pendant - und gerade bei der englischen Sprache kommen noch mehr als eine weitere Milliarde an Personen hinzu, die die Sprache als Zweit- oder Drittsprache beherrschen.


Ganz ohne Wertung und ohne Berücksichtigung des strategischen Fokus, den die einzelnen Ligen auf Twitter als Kommunikationsplattform legen, habe ich mal die Anzahl der jeweiligen Follower auf dieser Plattform zusammengestellt: Irgendwie interessant.


Englischsprachige Twitter - Accounts:

🇩🇪Bundesliga: 751.000 🇪🇸LaLiga: 241.000 🇬🇧 Premier League: 17,6 Mio.


Native Twitter - Accounts:

🇩🇪Bundesliga: 2,11 Mio. 🇪🇸LaLiga: 3,53 Mio.



Unabhängig von sprachlichen Herausforderungen bzw. Vorteilen muss man allerdings festhalten, dass die deutsche und spanische Liga im Vergleich zur Premier League bei der Internationalisierung noch eine Menge aufzuholen haben. Sicherlich kann man der englischen Liga ein Kompliment für ihren frühzeitigen Fokus auf die Marktentwicklung von Gebieten außerhalb des Vereinigten Königreichs machen. Gleichzeitig muss man sich aber auch die Frage stellen, wem dieses Kompliment wirklich gebührt. Die Internationalisierung wurde nämlich in der Vergangenheit vor allem auf dem Level der Vereine vorangetrieben. Allen voran ist hier sicherlich Manchester United zu nennen, die bereits in den 1990er Jahren in Zusammenarbeit mit dem damaligen Ausrüster Adidas vor allem den asiatischen Markt aggressiv bearbeiteten und seitdem (wahrscheinlich) die mit Abstand beliebteste europäische Fußballmannschaft in asiatischen Märkten mit riesigem Potenzial wie China ist. Aus diesem Grund sollte die DFL meiner Meinung nach auch jegliche Ambitionen der einzelnen Vereine in Bezug auf die Internationalisierung unterstützen, wenn man langfristig die Vermarktungserlöse in jenen Märkten maximieren möchte: Die Fans zahlen nicht um den Ligawettbewerb als vielmehr die einzelnen Mannschaften zu sehen.


Während die englische Premier League jedoch bereits in den wohl attraktivsten Auslandsmärkten wie 🇨🇳China (bis 2020 an CCTV für ca. USD 233 Mio. pro Jahr) und den 🇺🇸USA (bis 2022 an NBC für ca. USD 167 Mio. pro Jahr) „ausgecasht“ hat, sollten die Ligen aus Spanien und Deutschland kurzfristiger zu attraktiven Nachverhandlungen in diesen Märkten kommen und könnten ein wenig Boden gut machen. Aktuelle Konstellationen wie beispielsweise der Hype um einen Pulisic bei Borussia Dortmund sollte durchaus attraktive Möglichkeiten auf dem nordamerikanischen Markt kreieren können.




2️⃣ Eigenverwertung der Medienrechte eine Option für die Zukunft?

Die Möglichkeit einer Eigenverwertung der audiovisuellen Verwertungsrechte durch die originären Rechteinhaber (d.h. Sportorganisationen) ist in Nordamerika mittlerweile weit verbreitet, nachdem dieses Modell bereits im Jahr 2002 von der Major League Baseball und deren MLB.TV pioniert wurde. Nun ist dieses Thema aufgrund des schleppenden Vermarktungsprozesses in der Premier League auch im europäischen Fußball angekommen. Ähnlich wie im Fall der MLB, die damals als Reaktion auf mangelnde Einschaltquoten zunächst einzelne Spiele über das Internet begann zu distribuieren um wenig später zur Saison 2003 mit MLB.TV das erste OTT-Streaming – Angebot auf den Markt brachte, scheint eine solche Eigenverwertung vor allem aufgrund mangelnder Alternativen bzw. Problemen zur Sprache zu kommen. Anders als die EPL befindet sich die Bundesliga derzeit jedoch in einer komfortablen Situation, da die audiovisuellen Verwertungsrechte noch langfristig vergeben sind und aktuell keine Notwendigkeit existiert mit der Drohung einer potentiellen Eigenverwertung, den Marktpreis für die Medienrechte künstlich nach oben treiben zu müssen - wie es zuletzt sowohl in der Premier League als auch der LaLiga zu beobachten war.


Nicht verwunderlich wird im Interview auch betont, dass man aufgrund vertraglicher Beschränkungen im Rahmen der aktuellen Rechtesituation derzeit nicht in der Lage ist, eine aggressivere Eigenverwertung - beispielsweise in Form einer eigenen OTT-Plattform - auf den Markt zu bringen. Der aktuelle Rechtezyklus läuft zwar noch bis zum Ende der Saison 2020/21 bzw. fast dreieinhalb Jahre und eine solche Zeitspanne kann im schnelllebigen Geschäft der Medienindustrie eine Ewigkeit bedeuten, gleichzeitig benötigt der Aufbau einer validen und vor allem verlässlichen OTT-Plattform nicht nur monetäre sondern auch zeitliche Ressourcen. Aufgrund dieser Konstellationen habe ich in einem früheren Beitrag bereits betont, dass es meiner Meinung nach keine gute Idee der EPL wäre, ihre Androhung wahr zu machen und die noch verbliebenen zwei Rechtepakete ab der kommenden Saison kurzerhand selbst zu verwerten. Die technologischen Zuverlässigkeitsprobleme einer exklusiven OTT-Distribution von bereits mittelgroßen Sportveranstaltungen sind schon erstaunlich und vor allem zahlreich:


  • DAZN und die Premier League in Deutschland (2016)

  • DAZN und die NFL in Kanada (2017)

  • Eurosport und die Bundesliga (2017)

  • Showtime mit dem McGregor-Mayweather Fight (2017)


Wie sehr diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt zeigt jedoch vor allem, dass es selbst bei Simulcasts des Programms, welches bereits über das klassische TV ausgespielt wird und von dem überwiegenden Großteil der Zuschauer in Anspruch genommen wird, enorme Probleme gibt. Ein persönliches Beispiel musste ich zuletzt beim Regular Season (!) - Spiel in der NBA zwischen den Houston Rockets und den Boston Celtics erleben, als ich mich in das Online-Portal meines Kabelanbieters Xfinity (by Comcast) eingeloggt hatte.



Stattdessen gibt es einige kreative Optionen, die der englischen Liga noch zur Verfügung stehen, um den aktuellen Ausschreibungsprozess in der Öffentlichkeit noch als Erfolg verkaufen zu können. Vielmehr Tatendrang sollten aus meiner Sicht stattdessen die neuen und anscheinend ambitionierten Marktteilnehmer aus dem digitalen Bereich auf der Nachfrageseite (d.h. Amazon, Facebook, YouTube & Co.) zeigen: Wenn man beispielsweise für die kommenden Rechteperioden der Premier League und La Liga wieder leer ausgeht und erwartungsgemäß auch die aktuellen Vermarktungsprozesse der UFC (ab Januar 2019) und WWE (ab Oktober 2019) aussetzt, werden der Großteil der Medienrechte der führenden Sportorganisationen langfristig unter Verschluss sein: die englische Premier League (bis 2021/22), spanische LaLiga (bis 2021/22), deutsche Bundesliga (bis 2020/21), NFL (bis 2021 bzw. 2022), NHL (bis 2021/22), MLB (bis 2022) und die NBA (bis 2025/26).


Aus den dargelegten Gründen ist es also absolut nachvollziehbar, dass man sich Seitens der DFL derzeit zurückhaltend bezüglich des Potenzials einer eigenen OTT-Plattform äußert und ich gehe auch nicht davon aus, dass die DFL nun im kommenden Rechtezyklus ab der Saison 2021/22 plötzlich der primäre Verwerter des eigenen Contents wird. Faktoren wie das geringere Monetarisierungspotenzial im Vergleich zur Ausschreibung auf dem offenen Markt (#strategisches Marktpremium), die Übernahme des wirtschaftlichen Risikos sowie der Verlust der finanziellen Planbarkeit und die Übernahme der Marketing- und Vertriebsfunktion aufgrund fehlender medialer Multiplikatoren sind nur einige Herausforderungen, die in diesem Fall auftreten würden.


🔥Mein Hot-Take 🔥


Da mittelfristig eine (teil-)exklusive Eigenverwertung jedoch zahlreiche Möglichkeiten bietet, kann man meiner Meinung nach grundsätzlich davon ausgehen, dass diesbezüglich gewisse Ambitionen Seitens der DFL für die Zukunft bestehen: Vor allem ein die externen Lizenznehmer, die auch in der nächsten Rechteperiode den Großteil der Verwertungsrechte innehaben werden, flankierendes Premium-Produkt mit beispielsweise neuartiger Verwertung durch abgesteckte Kameras, einem Fan-View oder sonstigen Zusatzangeboten ist vorstellbar. Die Vorteile eines solchen Vorgehens mit einem zusätzlichen, unabhängigen Angebot wären durchaus erstrebenswert für die DFL: Etablierung der DFL als valides Medienunternehmen im Schatten der externen Lizenznehmer, Sammeln von Erfahrungen als Distributionsmedium, „Scharf-Schalten“ des Angebots als Preistreiber in Ausschreibungsprozessen sobald eine gesellschaftliche Akzeptanz und Zuverlässigkeit des Produkts bewiesen werden konnte, oder Nutzung als Notlösung im Falles eines fehlgeschlagenen Vermarktungsprozesses sind hier beispielhaft zu nennen. Obwohl sicherlich Unterschiede existieren würden, könnte man die aktuelle Vorgehensweise der neuen Inhaber der Formel 1 als Vergleich heranziehen. Zwar steht anders als in der Rennserie ein Simulcast des exakt gleichen Programmsignals wie bei den externen Lizenznehmern meiner Meinung nach im Fall der Bundesliga auf absehbare Zeit nicht zur Debatte, vielmehr beziehe ich mich hier auf die Premium-Features (z.B. Onboard-View , Statistiken) die über die F1 TV - Plattform empfangbar sein werden - für einen Aufpreis von USD 4 zusätzlich zu den USD 8 pro Monat die für den Simulcast des linearen Fernsehens fällig werden. Die Entscheidung für eine eigene OTT-Plattform durch die neuen Inhaber Liberty Media Group in Zusammenarbeit mit der indischen Tata Communications war sicherlich vorausschauender geplant als dies im Fall der englischen premier League der Fall wäre. Dass die Formel 1 nichtsdestotrotz wenige Stunden vor dem Start des ersten Rennwochenendes den Launch der Plattform verschieben musste, ist für mich wenig überraschend und beweist absolut meinen Punkt bezüglich der EPL. Daher kann die DFL nicht früh genug anfangen über der Planung einer eigenen OTT-Plattform nachzudenken, auch wenn diese erst in frühestens dreieinhalb Jahren zum Einsatz kommen sollte. Dabei könnte der Einsatz dieser OTT-Plattform in ihrem vollem Umfang (d.h. Live-Übertragungen der Bundesligaspiele) bei der Auslandsvermarktung nach dem Modell der NBA (NBA League Pass) oder NFL (NFL Game Pass) sogar noch eher zum Einsatz kommen und somit als ernsthafter Test für das technologische Back-End dienen.





3️⃣ Weitere interessante Take-Aways: Mediales Sperrfenster sowie DFL als Allround-Player


🔈#1

„On Wednesday we can do a lot with matchday footage but just showing highlight clips doesn’t service well. […] We have quite well commercialised rights metrics.“


Mit dem zweiten Part dieser Aussage hat der Geschäftsführer von DFL Sports Digital sicherlich nicht untertrieben. Allgemein betrachte ich das Potenzial bzw. die Optimierung in Bezug auf die „Zerstückelung“ des Spieltags und den folglich vergebenen Verwertungsrechten in der Bundesliga zum jetzigen Zeitpunkt als absolut ausgereizt. Besonders vor dem Hintergrund der enormen Bedeutung der Erhaltung eines „Kernspieltags“ bzw. des besonders in Deutschland populären Produkts der „Bundesliga-Konferenz“ sollte man hier in Zukunft Seitens der DFL nach anderen Hebeln suchen, um die medialen Vermarktungserlöse zu steigern. Mindestens genauso weitreichend sind meiner Meinung nach jedoch die Implikationen des ersten Parts der Aussage: Die Ursache für das bis in die Wochenmitte andauernde Sperrfenster ist vor allem eine Folge des zum aktuellen Rechtezyklus neu dazugekommenen Highlight-Paket „N“ (Highlight-Berichterstattung am Montagabend zwischen 22:15 und 24:00 Uhr). Dieses konnte im Rahmen des letzten Ausschreibungsprozesse bereits nur ein lauwarmes Interesse bei den potenziellen Lizenznehmern auf der Nachfrageseite generieren. Mit einer durchschnittlichen Reichweite der Highlight-Show „100% Bundesliga“ von 0,17 Mio. Zuschauern auf dem Sender von Lizenznehmer RTL Nitro schafft es dieses – eine enorm hohe Karenzzeit aufweisende – „Bundesliga-Produkt“ auch nur eine sehr kleine Zielgruppe erfolgreich anzusprechen. Zudem sollten sich die monetären Mehreinnahmen durch dieses Rechtepaket im Rahmen halten, wenn man bedenkt, dass Sport1 für ein deutlich wertvolleres Verwertungsfenster der Highlights im Free-TV (Zweitverwertung am Freitag und Samstag) laut Medienberichten ca. EUR 10 Mio. pro Saison zahlen soll. Davon abgesehen sollten jedoch besonders die Opportunitätskosten dieses zusätzlich geschaffenen Verwertungsfensters (= Drittverwertung im Free-TV) berücksichtigt werden: Eine nur sehr eingeschränkt mögliche Berichterstattung (z.B. Spieltagsanalysen, Nachrichten) über die Fußball-Bundesliga bis Montagabend ist sicherlich nicht förderlich für die mediale Präsenz und öffentliche Diskussion für das wertvollste Produkt in der deutschen Sportlandschaft. Die DFL selber scheint sogar zusätzlich noch den gesamten Dienstag von einer medialen Verwertung von Inhalten des letzten Spieltags über ihre eigenen sozialen Kanäle ausgeschlossen zu sein. Für zukünftige Ausschreibungsprozesse sollte man sich bei der DFL also diesem Trade-Off zwischen einer aggressiven Segmentierung bzw. Monetarisierung und der Förderung der öffentlichen Diskussion zwischen den Wochenenden bewusst sein.



🔈#2

„If you take the value chain of when is live video material and data material generated and how does it reach the end customer, I am sure the positioning in the media competence of the Bundesliga is quite unique.“


Die Bundesliga ist auf globaler Ebene vielleicht das Paradebeispiel unter den führenden Sportligen für die zunehmende Vorwärtsintegration der originären Rechteinhaber (ORIs) entlang der Wertschöpfungskette des „Sports Media Market“. Während anderen Formen von Sportorganisationen bzw. ORIs wie die UFC, WWE oder zahlreiche Beispiele aus dem Esports bereits in der Vergangenheit eine solche Vorwärtsintegration (z.B. audiovisuelle Produktion und Distribution der Sportveranstaltungen) enorm vorangetrieben haben, ist diese Entwicklung besonders im europäischen Fußball nicht nur relativ neu sondern auch nahezu einzigartig zum jetzigen Zeitpunkt. Im konkreten Beispiel der Bundesliga war der Aufbau interner Produktionskapazitäten nämlich eine Reaktion auf externe Faktoren: Um in der Folge der finanziellen Schwierigkeiten der KirchMedia-Gruppe eine gleichzeitig finanzielle und produktionstechnische Abhängigkeit von dem externen Lizenznehmer der audiovisuellen Live-Verwertungsrechte zukünftig zu vermeiden, entschied man sich bei der DFL für die Gründung der Sportcast GmbH. Dieses Vorhaben materialisierte sich schlussendlich zum Start der Saison 2006/07: Seitdem produziert das hundertprozentige Tochterunternehmen der DFL als Host Broadcaster das TV-Basissignal für alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga. Diese Konstellation beschert der DFL im Vergleich zu beispielsweise der Premier League (BT Sport & Sky Sport) und LaLiga (MediaPro), die die Produktion der Spiele weiterhin durch die Lizenznehmer der Live-Verwertungsrechte durchführen lassen, vor allem zwei ganz entscheidende Vorteile:


#1 Digital-only Unternehmen als sofortige ebenbürtige Interessenten an Medienrechten

Das Problem der fehlenden Produktionsexpertise und -erfahrung im Rahmen von Live-Sportveranstaltungen der neuen digital-only Player wie Amazon, Facebook oder Twitter ist für die DFL nicht zutreffend. Im Gegenteil: Auch wenn die aktuellen Lizenznehmer Sky Deutschland und Eurosport sich durch proprietäre Eigenproduktionen um eine redaktionelle Aufwertung des Bundesliga-Programms (besonders im Schulter- und Rahmenprogramm) bemühen, nehmen diese Unternehmen zunehmend die Position einer reinen Distributionsplattform ein. Welche reichweitenstarke Plattformen im Zuge der zunehmenden Akzeptanz der digitalen Technologie als beispielsweise Facebook oder YouTube sind zukünftig vorstellbar? Im Fall der DFL könnte man bei dieser Konstellation dann sogar eine unangenehme Situation wie in der MLS vermeiden, in der ein anderer Lizenznehmer und direkter Konkurrent (hier: Univision) das Programmsignal für die exklusive Verwertung durch ein digital-only Unternehmen (hier: Twitter) produziert. Stattdessen würde die Konstellation einem kürzlich verkündeten Deal in der MLB ähneln, im Rahmen dessen die Liga (via MLB Network) das Programmsignal für die exklusive Verwertung auf Facebook produziert.


#2: Weitreichende Möglichkeiten der Eigenverwertung durch In-House Produktion

Für eine Eigenverwertung wäre man anders als beispielsweise die EPL nicht auf einen (womöglich verbitterten) externen Produktionspartner wie BT Sport oder Sky Sports angewiesen, um das Produkt eigenständig an den Markt zu bringen. Im unwahrscheinlichen Fall einer Eigenverwertung durch die EPL ab der kommenden Saison wäre ich sehr gespannt, welche Partei die Produktion übernehmen würde. Da die aktuellen Rechteinhaber allerdings zufrieden mit ihren bereits erhaltenen fünf Rechtepaketen zu sein scheinen, würde es wohl dieses Mal nochmal auf BT Sport oder Sky Sports hinauslaufen. Gleiches dürfte man bei einer umfangreicheren bzw. aggressiveren Eigenverwertung durch den ORI in Zukunft nicht mehr zu erwarten sein.



🔈#3

„We have Bundesliga international as a sales company so we’re not dependent on a different partner like a sport sales agency, we do it ourselves.“


Im Rahmen dieser Aussagen bezieht sich Andreas Heyden wohl auf eine Thematik, die ich bereits in einem vorherigen Blog meinerseits ausführlich betrachtet habe und ebenfalls Teil der Vorwärtsintegration durch die DFL ist: Die Disintermediation von Sportrechteagenturen in der Wertschöpfungskette. Während ich auf die Gefahren und der daraus resultierenden notwendigen Neuorientierung der traditionellen Agenturen bzw. deren ehemals äußerst profitablen Geschäftsmodells damals bereits eingegangen bin, möchte ich hier kurz auf die Vorteile eines solchen Vorgehens für die DFL eingehen: Nachdem man in Vergangenheit anscheinend unzufrieden mit der Auslandsvermarktung durch externe Sportagenturen war, entschied man sich nun, diese Aktivitäten zumindest auf dem Großteil der wichtigsten Auslandsmärkte mit einer eigenen Vertriebseinheit (d.h. DFL INTERNATIONAL GmbH) selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem die lokale Marktentwicklung sollte von einer direkten Beziehung mit den Lizenznehmern in den jeweiligen Märkten vorangetrieben werden können. Gleichzeitig behält man die Kontrolle über die Auswahl der Lizenznehmer und bekommt unmittelbares Feedback von den Lizenznehmern zur Optimierung des Vermarktungsprozesses und Produkts. Zwar glaube ich, dass man für sehr kleine Märkte auch in Zukunft auf das internationale Netzwerk und weiteren Möglichkeiten von Sportrechteagenturen (z.B. Bündelung von verschiedenen Verwertungsrechten) zurückgreifen wird, jedoch sollten auch Optionen wie die umfassende Vergabe von Verwertungsrechten für eine Vielzahl von Territorien an multinational operierende Pay-TV Anbieter wie Fox Sports oder die beIN Media Group als attraktiver als der komplette Kontrollverlust durch die Vergaben an beispielsweise die Perform Group oder IMG angesehen werden.



Schlussendlich kann die Aussage auch als deutlicher Seitenhieb in Richtung der italienischen Serie A interpretiert werden: Das alle internationalen Märkte umfassende Vermarktungsmandat von IMG durch die Serie A im Gegenzug für eine jährliche Garantiesumme von EUR 340 Mio. über den Zeitraum der kommenden Rechteperiode (2018-2021) kann als komplett gegensätzliche Herangehensweise an die Entwicklung von internationalen Märkten, die aller Wahrscheinlichkeit nach der Wachstumstreiber für zukünftige Erlössteigerungen sein werden, angesehen werden. Kurzfristig sollte der traditionelle Weg wohl auch der ertragreichere und / oder sichere Weg sein. Eine direkte Beziehung zu den letztendlichen Lizenznehmern und nachhaltige Marktentwicklung sieht jedenfalls anders aus.


Abschließend lässt sich festhalten, dass die DFL meiner Meinung nach in vielen Aspekten sehr gut für eine Zukunft in einer digitalen Welt positioniert ist - vermutlich besser als die größten europäischen Konkurrenten.


Mein Favorit unter den Podcasts aus der letzten Woche war 🎧Forbes Sports Money – Jeffrey Moorad Predicts Sale Price For Carolina Panthers: Darin geht es vor allem um den anstehenden Verkauf der Carolina Panthers. Diesen hatte der bisherige Besitzer der NFL - Franchise aus Charlotte (North Carolina) Jerry Richardson angekündigt nachdem Ermittlungen wegen "Fehlverhalten am Arbeitsplatz" gegen den mittlerweile 81-Jährigen aufgenommen wurden. Laut aktuellen Medienberichten sollen derzeitige Gebote inzwischen die USD 2,5 Mrd. - Marke erreicht haben. Damit würden die Houston Rockets aus der NBA, die vom langjährigen Besitzer Leslie Alexander in einem äußerst kurzfristigen Prozess im vergangenen September für USD 2,2 Mrd. an den Geschäftsmann (u.a. Alleinbesitzer und CEO der Restaurant- und Entertainmentkette Laundry's) und TV-Persönlichkeit (u.a. Reality Game - Show "Billion Dollar Buyer") Tilman Fertitta verkauft wurde, den Titel der teuersten jemals am Markt gehandelten Sports Franchise nach nur gut einem halben Jahr wieder abgeben müssen.

Die Hintergründe und Limitationen eines Verkaufs bzw. Erwerbs einer Franchise in der NFL sind faszinierend und ich werde mich in den nächsten Wochen nochmal im Rahmen eines detaillierten Beitrags mit diesem Thema auseinandersetzen. Da ich allerdings derzeit Besuch aus Deutschland hier in Boston habe und mich gleichzeitig mit den Midterm-Exams an der Boston University herumschlage, wird dieser Artikel noch ein paar Tage auf sich warten müssen. 😉



Das komplette Archiv meiner bisherigen Empfehlungen findet Ihr wie immer hier:


Ich wünsche Euch einen erfolgreichen Abschluss der Arbeitswoche. Zudem würde ich mich über jedes Feedback oder einen Like meiner ➡️Facebook - Seite ⬅️ sehr freuen! 😉

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