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#20 Welche Schlussfolgerungen kann der "Sports Media Market" aus den Entwicklungen im indi

In den letzten Monaten sind die audiovisuellen Übertragungsrechte an den zwei bedeutsamsten Wettbewerben im indischen Cricket für die absehbare Zukunft vergeben wurden: dem führenden Teamwettbewerb auf nationaler Ebene (Indian Premier League) sowie der Spiele der indischen Cricket-Nationalmannschaft. Die im Rahmen dessen generierten Einnahmen für das "Board Of Control For Cricket In India" (BCCI) als originäre Recheinhaber an beiden Wettbewerben machen Vergleiche mit dem explosionsartigen Anstieg der Rechtesummen für die Veranstaltungen der führenden Sportorganisationen in der westlichen Welt unausweichlich.


Dabei ist auffällig, dass mit einer Verdreifachung der jährlichen Einnahmen aus der Vermarktung der audiovisuellen Vermarktung (USD 127 Mio. ⬆️USD 508 Mio.) vor allem die Übertragungsrechte des Mannschaftswettbewerbs der Indian Premier League, deren zweimonatige Saison jeweils im April und Mai des Jahres stattfindet, der große Wachstumstreiber für den Verband des BCCI gewesen ist: Insgesamt konnte man die jährlichen Einnahmen um USD 445 Mio. bzw. immerhin noch 177% erhöhen. Die Einschaltquoten der IPL sind dabei beeindruckend: Die Saisonspiele kommen oft auf über 100 Millionen TV-Zuschauer. Obwohl Cricket in Indien und der Sport im Allgemeinen sicherlich nicht die Diskussionen unter den Professionals im Sports Business in Kontinentaleuropa oder Nordamerika bestimmt, haben die beiden abgeschlossenen Ausschreibungsprozesse zahlreiche aktuelle Trends im "Sports Broadcasting Market" verdeutlicht, die auch für die größten Sportorganisationen in Europa und Nordamerika in absehbarer Zeit relevant werden sollten:


⏺ Dominanz des globalen Sportrechtemarkts durch einige wenige international Pay-TV Anbieter

⏺ Bedeutungsverlust nicht-monetärer Faktoren im Ausschreibungsprozess im digitalen Zeitalter

⏺ Plattformneutrale Vergabe von audiovisuellen Verwertungsrechte als Markteintrittsbarriere

⏺ Programminhalte aus dem Sport als fundamentaler Bestandteil der "Pivot-to-Video" - Bewegung im Internet

Im Folgenden sollen diese Trends und weitere Beobachtungen, die für die absehbaren Ausschreibungsprozesse der größten Sportorganisationen in Europa und Nordamerika von Bedeutung sein werden, anhand des Beispiels des indischen Crickets genauer unter die Lupe genommen werden.

1️⃣Konsolidierung des Sports Broadcasting Marktes in Indien trotz zahlreicher Interessenten


Die Indian Premier League, in deren Mittelpunkt ein zweimonatiges Turnier mit insgesamt acht Mannschaften steht, hatte dabei vor allem aufgrund des Interesses von Facebook an den Streamingrechten für den indischen Sub-Kontinent eine gewisse Aufmerksamkeit in der westlichen Welt des Sports Business erhalten. Dieser Ausschreibungsprozess endete im September des vergangenen Jahres und da man Seitens des BCCI anscheinend jeglichen Transparenzproblemen, die es in der Vergangenheit vermehrt gegeben haben soll, zuvorkommen wollte, gab es selten gewährte Einblicke in derartige Ausschreibungsprozesse:


Im Vorfeld der Ausschreibung für die IPL wurde bereits deutlich, dass nahezu alle multinationalen Pay-TV Anbieter ein Auge auf die Nationalsportart in dem enormen indischen Markt geworfen haben. Nachdem STAR India (21st Century Fox) und Sony Pictures Network India (Sony Corporation) bereits seit Jahren den dortigen Sportrechtemarkt dominieren, hatte nun der zu Discovery Communications (u.a. paneuropäisches Pay-TV Sender Eurosport) gehörende Pay-TV Sender Dsport zum Angriff auf das Duopol aus STAR India & SPN India gerufen. Berücksichtigt man das Interesse zahlreicher Internetgiganten aus den USA, konnte man schnell davon ausgehen, dass zumindest die IPL als absoluter Gewinner aus einem potenziellen Wettbietern hervorgehen würde.


Während zum Start der IPL als neuer Spitzenwettbewerb im Mannschaftssport im indischen Cricket im Jahr 2008 wahrscheinlich noch die finanzielle Sicherheit eines langfristigen Zehnjahres-Vertrags mit USD 127 Mio. pro Jahr bevorzugte, scheint man nun durch kürzere Rechteperioden von dem scheinbar unaufhörlichen Wachstum der Rechtesummen gleich mehrmals profitieren. Durch die steigenden Rights Fees entwickelten sich derart lange Zyklen trotz des enorm langen und hohen monetären Commitments durchaus zugunsten der Lizenznehmer in den letzten Jahren. Besonders die Rechteinhaber in der NFL (2014 - 2021/22) und NBA (2016 - 2024) sollten im Nachhinein froh über die mehrjährigen Verträge sein. Obwohl diese im unmittelbaren Anschluss an die Verkündung durchaus kritisiert wurden, war bzw. ist man somit zumindest auf absehbare Zeit vor den Angriffen aus dem digitalen Bereich geschützt, wenn es um ihre wertvollsten Rechte im Programmportfolio geht. Eine allgemeine Verkürzung der Rechteperioden von Seiten der originären Rechteinhaber aus genannten Gründen ist meiner Meinung nach jedoch in der gesamten Industrie zu erwarten. Drei- bis Vierjährigen Zyklen, wie sie in der EU bereits seit Jahren aus wettbewerbsrechtlichen Gründen üblich sind, sollten der neue Marktstandard für die wertvollsten Sportorganisationen der Welt werden.



Anders als viele originäre Rechteinhaber in Europa und mit Ausnahme der NFL auch in Nordamerika hatte sich die IPL jedoch gegen eine plattformneutrale Vergabe der Rechte entschieden. Dass sich STAR India, die sowohl die digitalen als auch analogen Kanälen anders als beispielsweise sportdedizierte OTT-Plattformen gleichermaßen verwerten können, sich schlussendlich mit einem allumfassenden Gebot auf Basis des "Sum-of-the-Parts" - Ansatz durchsetzen konnte, sehe ich jedoch kritisch. Der Plattform-Effekt und das strategischen Premium für die dadurch erreichte Exklusivität erlaubte es dem zu 21st Century Fox gehörenden Pay-TV Sender ein höheres Gebot abzugeben, als es wahrscheinlich ohne diese durch das BCCI genehmigte Möglichkeit möglich gewesen wäre. Gewissermaßen sehe ich diese Herangehensweise des indischen Cricket-Verbands (BCCI) durchaus kritisch: Vor allem "digital-only" - Plattformen wird dadurch der Markteintritt nahezu unmöglich gemacht. Bevor ich darauf allerdings genauer eingehe, muss man festhalten, dass es trotz der zahlreichen Interessenten wider Erwarten zu einer Konsolidierung der Übertragungsrechte im indischen Cricket kam. Während in Europa die "No-Single-Buyer" - Rule mittlerweile auch in wenig kompetitiven Pay-TV Märkten (siehe Deutschland) strikt durchgesetzt wird, geht man in Indien andere Wege. Dort genügt die Sublizenzierung eines Spiels pro Woche an den FTA-Sender ... auf zeitverzögerter Basis.




2️⃣Hohe Eintrittsbarrrieren für neue Marktteilnehmer?


Dank der selbstaufgezwungenen Transparenz wissen wir auch, dass die Perform Group sich an dem Ausschreibungsprozess beteiligt hat. Zum einen ist dabei festzuhalten, dass es das britische Unternehmen durchaus ernst gemeint hat und für das Paket "Rest of World - E" das höchste Gebot auf Einzelbasis abgegeben hatte. Hier kommt allerdings die soeben angesprochene Problematik für digital-only Unternehmen mit lokalen Fokusmärkten zum Tragen. Ein Unternehmen wie die Perform Group ist mit einer länderspezifischen OTT-Plattform wie DAZN, die bislang operativ lediglich in vereinzelten Märkten (d.h. DACH - Region, Kanada, Japan) tätig ist, dabei noch mehr benachteiligt als ein (nahezu) global verfügbares Netzwerk wie Facebook, dass zumindest im Rahmen von den digitalen Rechte ein konsolidiertes Angebot abgeben konnte und dies auch getan hat. STAR India, mit den international agierenden Pay-TV Anbietern wie Sky PLC (Mutterkonzern von STAR India) und 21st Century Fox (39% der Anteile an Sky PLC und im Prozess zur Akquisition der restlichen 61%) sowohl aus finanzieller als auch strategischer Sicht im Rücken, war der einzige Bieter mit einem vollkonsolidierten Angebot und war dadurch aufgrund der erwähnten Plattform- und Synergieeffekte praktisch konkurrenzlos. Auf Einzelbasis hatte das Unternehmen lediglich für das Paket "RoW - D" für die Gebiete der Sub-Sahara in Afrika das höchste Gebot abgegeben.



"Sum-of-Parts" - Angebot: 💰USD 2,55 Mrd. ➡️STAR India

🆚

Summe der höchsten Einzelgebote: 💰USD 2,47 Mrd. ➡️mehrere Interessenten

⏺ BeIN Sport (Mittlerer Osten & Nordafrika)

⏺ Supersport (Südafrika),

⏺ FollowOn (Zentral- und Südamerika)

⏺ Facebook (Indien - digitale Verwertungsrechte)

⏺ STAR India (Sub-Sahara in Afrika)

⏺ Sony Pictures Network (Indien - lineares TV)

⏺ Perform Group (Europa)

⬇️

Differenz von USD 80 Mio.


Für DAZN sind nicht nur die Übertragungsrechte für das lineare TV verwertbar, sondern ein potenzielles Gebot machte - anders als bei Facebook - auch nur auf einige der vielen, nach geographischen Märkten segmentierten Rechtepakete Sinn. Interessanterweise hatten neben Facebook auch Amazon, Twitter, Yahoo und ESPN die offiziellen Ausschreibungsdokumente des BBCI erworben, jedoch dann anders als Facebook auf ein bindendes Angebot verzichtet. Interesse scheint nichtsdestotrotz existiert zu haben.


Noch interessanter ist jedoch, was sich hinter dem Paket "RoW - E" verbirgt: Anders als wahrscheinlich vermutet, Laut dem offiziellen "Inivitation to Tender (ITT)" durch den BBCI beinhaltet Region E neben dem großen Teilen des europäischen Festlands vor allem Großbritannien und Irland. Über die wirtschaftliche Rentabilität einer Investition von beinahe EUR 40 Mio. über fünf Jahre für eine Sportart, die in den aktuellen Märkten von DAZN in Europa (d.h. DACH-Region) als absolute Nischensportart zu bewerten ist, lässt sich sicherlich diskutieren. Man könnte die Übertragungsrechte an für Großbritannien und Irland zwar sublizenzieren und sicherlich einen Großteil der Investitionsausgaben refinanzieren, jedoch wäre die IPL auch ein attraktives Anker-Recht um die DAZN-Plattform auf dem enorm kompetitiven britischen Markt zu launchen. Aufgrund der großen Investitionen der Perform Group muss man von einem weiteren Roll-Out der OTT-Plattform in weiteren Ländern ausgehen und seitdem (mehr oder weniger erfolgreichen) Launch in Kanada ist es doch relativ ruhig bezüglich eines breiteren Roll-Outs geworden. Würde man die Rechte für den britischen Markt lediglich weiterverkaufen und nur minimal eigenverwerten, hätte man zudem eher die Rolle des Rechtehändlers eingenommen - ein zunehmend riskantes Geschäftsmodell mit sinkenden Margen und außerhalb der Kernkompetenz des britischen Medienunternehmens. Auch aus finanzieller Sicht scheint man sich bei der Perform Group für die weiteren Expansionspläne zu rüsten: Zuletzt hat man sich - in einer der seltenen externen Finanzierungsrunden seit der Mehrheitsübernahme durch Leonard "Len" Blavatniks Investionsvehikel Access Industries - von dem japanischen Werbegiganten Dentsu Inc. im Tausch für einen nicht veröffentlichen Equity-Anteil weitere monetäre Ressourcen gesichert.



Währenddessen geht man in den westlichen Industrieländern zumindest von einer Verlangsamung des Wachstums des Segments "Media Rights" im Markt für Sportveranstaltungen nachdem besonders dort im Laufe des letzten Jahrzehnts explosionsartige Anstiege verzeichnen konnte. Das ist besonders problematisch vor dem Hintergrund, dass trotz der geminderten Erwartungen das Segment "Media Rights" auch zukünftig als Wachstumstreiber des Gesamtmarktes angesehen wird, sich aber anders als die anderen Marktkategorien (Ticketerlöse, Merchandise-Einnahmen, Sponsorships) auf das absolute Premiumsegment konzentrieren.

In Indien hingegen wird der Markt allein durch das Bevölkerungswachstum, welches Indien in der absehbaren Zukunft zum einwohnerstärksten Land der Welt machen wird, und die darauffolgende Expansion der nationalen Wirtschaft profitieren. Das Interesse von Facebook an den globalen Streamingrechten der Indian Premier League war das erste Anzeichen, dass nach anderen Industrien (z.B. Automobilindustrie, E-Commerce) nun auch die Internetgiganten aus der westlichen Welt an diesem enormen Wachstumsmarkt profitieren wollen. Aktuelle Berichte über neu geschlossene Partnerschaften zwischen Teams aus der Twenty20 - Liga der Indian Premier League, eine Kurzform und wahrscheinlich medientauglicheren Version des traditionellen Crickets, und Snapchat (Mumbai Indians, Royal Challengers Bangalore, Delhi Daredevils & Rajasthan Royals) für die laufende Saison sowie die Mumbai Indians ebenfalls der Fokus eines weiteren Netflix-Originals (z.B. First Team: Juventus) darstellen. Obwohl es sich bei diesen vier Teams zufälligerweise um die aktuell vier Letzten der Tabelle handelt, ist es ein klarer Beweis dafür, dass die Berichte über die nun erzielten medialen Vermarktungseinnahmen und vor allem deren Wachstum im Vergleich zum vorherigen Rechtezyklus das Interesse dieser Unternehmen geweckt hat und wahrscheinlich als "Lead-Magnet" für das Kernprodukt der beiden Unternehmen für den indischen Konsumenten dienen soll.




3️⃣Monetäre Faktoren mittlerweile als einziges Vergabekriterium im Premiumsegment?


Das Ziel eines möglichst transparenten Prozesses bei der Vergabe der mittlerweile anscheinend enorm wertvollen Übertragungsrechte, um jeglicher Kritik vorzubeugen, hat jedoch auch gewisse Nachteile. Die Frage ist, was definiert man als "transparente" (d.h. möglichst objektiven) Prozess. Der einzige Faktor, der diesbezüglich wirklich keinen Interpretationsspielraum zulässt, ist das Geld. Obwohl die ausschließliche Beschränkung auf den monetären Faktor sicherlich noch nicht zum Industrie-Standard geworden ist, ist der Bedeutungsverlust der non-monetären Faktoren ein industrieweiter Trend. Besonders im absoluten Premiumsegment des Sportrechtemarkts treten Überlegungen wie die Maximierung der Distributionsfläche um das Wachstums eines Sports zu fördern, der Track-Record des Lizenznehmers im Bereich des Sports oder die redaktionelle Qualität der Rechteverwertung immer mehr in den Hintergrund. Ein diversifiziertes Set an Vergabekriterien findet man daher zunehmend vergebens. Jedoch muss man sich in diesem Zusammenhang auch bewusst sein, dass vor allem der Erfolg der populären Sportarten aus dem Premiumsegment des Sportrechtemarkts weniger von diesen non-monetären Faktoren abhängig sind als sekundäre Sportarten, die noch viel mehr um die Aufmerksamkeit des Konsumenten in einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft und gegen eine Vielzahl von Unterhaltungsalternativen kämpfen müssen.


Natürlich hätte man die Übertragungsrechte wahrscheinlich nicht einen willkürlichen Höchstbietenden vergeben: Zumindest begrenzte man nach einer "Technological Evaluation" das Feld der zulässige Bieter minimal. Diese Ausschreibungsanforderungen sollten jedoch aus Sichten der interessierten Medienunternehmen vermehrt als Hygienefaktoren anstatt potentielle Differenzierungsmöglichkeiten im Rahmen des Vergabeprozesses wahrgenommen werden.


Das BCCI hat nach den Forderungen der Reformierung des Verbands in Folge von angeblichen Ungereimtheiten bei der Vergabe der Übertragungsrechte in der Vergangenheit mit dem gewählten Verfahren der "E-Auction" sicherlich die sicherste Variante gewählt, um wiederholter Kritik aus dem Weg zu gehen. Zudem kann man argumentieren, dass ein solch öffentliches Verfahren, bei dem man das unmittelbare Gebot der konkurrierenden Bieter verfolgen kann, den Preis nach oben getrieben haben könnte.




4️⃣Indian Cricket im internationalen Vergleich mit anderen Sportsorganisationen


Das Potenzial des indischen Markts zeigt sich unter anderem im Vergleich zu den gezahlten Rechtesummen für die Spiele der Wettbewerbe anderer Verbände aus dem Cricket: Allein mit dem neuen Deal für die nationale IPL (USD 508 Mio. pro Jahr) schlägt man die Marke des Verbands aus England bzw. Wales (ECB - England and Wales Cricket Board) um nahezu 80%. Dort wird man nun für die kommende Rechteperiode (2020-24) aus den audiovisuellen Verwertungsrechten für das lineare Fernsehen und dem digitalen Bereich sowie den auditiven Verwertungsrechten insgesamt USD 287 Mio. pro Jahr einnehmen. Jedoch existiert zwischen diesen Zahlen keine unmittelbare Vergleichbarkeit: Während das ECB sowohl Übertragungsrechte für den führenden nationalen Mannschaftswettbewerb (ECB Premier Leagues) als auch die Spiele der Nationalmannschaften zusammen vermarket hat, bezog sich diese Ausschreibung ausschließlich auf den Heimatmarkt, in welchem Sky Sports (inkl. eine geringfügige FTA - Distribution auf BBC) mal wieder einen Sieg gegen den Erzrivalen BT Sports verbuchen konnte. Berücksichtigt man jedoch die enorm geringe Wertschöpfung im Cricket außerhalb der Heimatmärkte (z.B. Indien mit ca. 5,3%) im Vergleich zu anderen Sportorganisationen wie der englischen Premier League oder der spanischen La Liga, kann man davon ausgehen, dass ECB bei Weitem nicht an die Einnahmen des BCCI für die IPL allein herankommen wird.


Vor dem Hintergrund, dass Cricket in Großbritannien durchaus ebenfalls als Nationalsport bezeichnet werden kann, sich der britische Markt gemeinhin durch eine hohe Wettbewerbsintensität auszeichnet und weltweit der höchste Anteil des Marktes am Bruttoinlandsprodukts (0,15%) sowie die höchsten jährlichen Ausgaben für mediale Verwertungsrechte im Sport pro Einwohner (USD 63,21) erreicht werden, wird die enorme wirtschaftliche Bedeutung des indischen Marktes auch im internationalen Vergleich deutlich.



Ein weiterer Fakt, der in der Folge des nun abgeschlossenen Ausschreibungsprozesses in Indien für Aufsehen gesorgt hat, waren die Kosten pro übertragenden (!) Spiel im internationalen Vergleich. Sicherlich ist es beeindruckend, dass man sowohl die "Cost per Game" der MLB als auch der NBA deutlich schlägt. Jedoch gibt es diesbezüglich einige Faktoren zu berücksichtigen: Zum einen habe ich den ausgewiesenen Werten lediglich die nationalen TV-Verträge gelegt, wodurch vor allem die Kosten pro Spiel in der MLB und NBA unterschätzt werden. Die Franchises aus der MLB (ESPN, FOX und Turner Sports) und der NBA (ESPN/ABC und Turner Sports) generieren neben der nationalen Vermarktung noch erhebliche Zusatzeinnahmen durch die lokale Vermarktung (z.B. Boston Celtics ➡️ NBC Sports Boston). Besonders in der MLB gilt der lokale Medienmarkt im Verhältnis zu den Einnahmen aus der nationalen Vermarktung für einige Teams (z.B. NY Yankees, LA Dodgers, LA Angels, Boston Red Sox) als enorm ertragreich. Gleichzeitig sind diese lokalen TV-Partner der Grund, weshalb anders als beispielsweise in der englischen Premier League, alle Spiele der regulären Saison im (nationalen oder lokalen) TV übertragen werden. Eine angemessenere Rechnung würde entweder die Einnahmen aus der lokalen Vermarktung oder lediglich die Übertragungen im nationalen Fernsehen berücksichtigen. Im letzteren Fall würde man auf Kosten pro Spiel i.H.v. USD 9,67 Mio. kommen und damit auch nach dem neuen Deal in Indien vor der IPL bleiben.


Anzahl der nationalen Übertragungen: 🏀277x Spiele

ESPN/ABC ➡️104x Spiele + TNT ➡️67x Spiele = NBA TV ➡️106x Spiele

Einnahmen pro Jahr aus der nationalen Vermarktung: 💰USD 2,67 Mrd.

ESPN/ABC ➡️USD 1,47 Mrd. + TNT ➡️USD 1,2 Mrd.

Durchschnittskosten pro Spiel für nationale TV-Partner: 💰USD 9,67 Mio.

Da NBA TV ein Joint Venture zwischen Turner Broadcasting Systems und der NBA ist, bezahlt man beim Mutterkonzern von TNT zumindest anteilig mit den USD 1,2 Mrd. auch für die auf NBA TV übertragenden Spiele.



Damit bleibt die NBA, bei der zudem keine Einnahmen aus der internationalen Vermarktung berücksichtigt wurden, zumindest auf absehbare Zeit auf Basis der "Cost per Game" wertvoller als die IPL. Die IPL (2022) wird allerdings bereits weit vor NBA (2024) erneut die Chance haben, diese Erlöse zu steigern. Ein weiterer potenzieller Wachstumstreiber: die Expansion der IPL.


In Zeiten, in denen beispielsweise die MLS eine aggressive Expansionsstrategie in Richtung 28 Teams verfolgt, andere professionelle Sportligen in den USA mindestens 30 Teams haben und auch im europäischen Fußball die Marke von 20 Teams zunehmend zum Stand wird, hat die IPL sicherlich noch Potenzial, weitere Teams hinzuzufügen. Jedoch hat die geringe Anzahl von acht Mannschaften - abgesehen von der wahrscheinlich höheren Qualität auf dem Feld - durchaus auch Vorteile für STAR India als Rechteinhaber: Anders als andere Sport-Konglomerate wie Sky UK, Sky Deutschland oder ESPN besitzt man mit STAR Sport lediglich einen Sender zur Verwertung des mittlerweile äußerst umfangreichen Portfolios an Übertragungsrechten. Gleichzeitig profitiert der Sender jedoch an der enormen Medienfreundlichkeit der IPL: Auf der einen Seite ist die Saison mit einer Gesamtlänge von zwei Monate äußerst komprimiert. Auf der anderen Seite gibt es jedoch keinen klassischen Spieltag wie man es aus anderen Ligen kennt: Die Spiele sind enorm "gestaggert", sodass man trotz der begrenzten Gesamtanzahl von 60 Saisonspielen fast durchgehend ein Match pro Tag über die zwei Monate übertragen kann. Während in Deutschland also bereits durch die vereinzelte Austragung eines Spiels am Montagabend eine enorme Diskussion über die "Erhaltung eines Kernspieltags" stattfindet, testet man in Indien diesbezüglich die Grenzen und wird offensichtlich mit attraktiven Einnahmen aus der medialen Vermarktung belohnt.


Trotz dieses Vorgehens würde man bei einer Expansion der IPL zwangsläufig auf programmtechnische Herausforderungen stoßen. Möchte man jedoch das Modell, welches u.a. von NBC in den USA verfolgt wird, bei welchem man am Wochenende die Premier League neben NBC Sports zudem auf CNBC (Fokus auf Wirtschaftsnachrichten) oder MSNBC (Fokus auf Nachrichten und Politik) findet, vermeiden, würde man nicht um eine Vergrößerung der sportdedizierten Sendergruppe herumkommen.



5️⃣Final Thoughts

Die neuesten Entwicklungen zeigen, dass die westliche Welt in vielerlei Hinsicht ein Auge auf den indischen Markt geworfen hat. Gleichzeitig lässt sich auch schnell erkennen, dass Indien nicht zwangsläufig eine sichere Wette sein, sowohl für Unternehmen aus der Automobilindustrie (marktspezifische Modelle von #Ford #Renault #Volkswagen), dem E-Commerce (Übernahme von #Flipcart durch Walmart) oder Sportindustrie: Die Chennai Super Kings aus der IPL (derzeitiger Tabellenzweiter) müssen beispielsweise aufgrund von Unruhen in der Region und daraus resultierenden Sicherheitsbedenken ihre noch verbleibenden Heimspiele im "benachbarten" Pune bestreiten. Distanz zwischen diesen beiden Städten: 915km.

Sicherlich konnte man mit dem überaus transparenten Bieterprozess die Aufsichtsbehörden, die nach vorherigen Bestechungsvorwürfen und weiteren Ungereimtheiten Änderungen in diese Richtung verlangt hatten, zufrieden stellen. Jedoch scheint die aktuelle Herangehensweise nur minimal weniger diskriminierend als es dies in der Vergangenheit der Fall war. Unternehmen, die entweder limitierten internationalen Footprint (z.B. Sony Picture Network) aufweisen können oder sich auf einen Distributionskanal limitieren (z.B. DAZN), sind praktisch konkurrenzlos. Nicht-monetäre Faktoren aufgrund der Demokratisierung der Medienlandschaft im Rahmen der Digitalisierung haben heutzutage sicherlich eine geringere Bedeutung als dies in der Vergangenheit der Fall war. Ob der ausschließliche Fokus auf monetäre Faktoren, nach einer anfänglichen "Technical Evaluation" um festzulegen, welche Interessenten zum Bieterprozess zugelassen werden, jedoch die Lösung ist, bezweifle ich stark. Trotz eines umfangreichen internationalen Footprint von STAR India (inkl. Sky PLC & 21st Century Fox) wird man auch bei dem indischen Pay-TV Anbieter nicht an eine umfangreiche Sublizenzierung für bestimmte Gebiete herumkommen. Über diesen Prozess hat man Seitens der BBCI nun jegliche Kontrolle verloren. STAR India wird im Rahmen dieses Prozesses nun sicherlich auch monetäre Faktoren in den Vordergrund stellen anstatt die Interessen des Sports der IPL. Eine koordinierte bzw. langfristig nachhaltige Marktentwicklung von internationalen Gebieten für den Cricket-Sport sieht sicherlich anders aus.


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